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Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Druffel-Verlag   Sometime in Argentina Eichmann bred rabbits for a living.
     

Adolf Eichmann’s


Argentine Memoirs


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Stärkere Kontakte mit Juden [82]

Stronger contacts with Jews

Zu jener Zeit gehörte dem Dezernat im Gestapo-Amt als einer der nach- geordneten unteren Beamten ein Kriminalbezirksinspektor Kuchmann an. Diese Leute hatten kaum eine Ahnung, was ein Zionist war, noch kannten sie die ideologischen Merkmale oder Kampfarten und Zielrichtung. Sie hatten es sich sehr bequem gemacht, indem sie von Amt VII, dem ich damals angehörte, die nötige Auskunft verlangten, sehr bald geschah das nicht mehr schriftlich, sondern telefonisch. Ich wurde herübergebeten zu einer Besprechung über unklare Fälle, und so kam ich in das Dienstzimmer des Kriminalbezirksinspektors Kuchmann und war bei den Vernehmungen anwesend, die er durchführen mußte, als sein Referent ihm befohlen hatte, z.B. Dr. Eppstein zu verhören. Auf diese Weise kam ich noch mit anderen Stellen zusammen; dies war sowohl für die Gestapo vorteilhaft, der ich durch meine theoretischen Kenntnisse dienen konnte, wie auch für mich persönlich, weil diese Besprechungen meine Kenntnisse über das Judentum in Deutschland und in der Welt praktisch erweiterten. Außerdem konnte ich über Kuchmann immer bitten, den Rabbiner Sowieso zu sprechen, wenn ich von diesem interessante Belehrungen erwartete. So vermittelte Kuchmann mir die erste Unterhaltung mit Dr. Eppstein. Sowohl mit ihm wie mit dem Großrabbiner Dr. Leo Baeck habe ich mich dann sehr intensiv über die jeweiligen Sachgebiete unterhalten, mit Dr. Baeck über Probleme der Orthodoxie und mit Dr. Eppstein über laufende praktische Fragen der zionistischen Politik.

At that time a district criminal inspector, Kuchmann, was one of the junior officials in the Gestapo Office squad. These people had hardly any idea what a Zionist was, nor did they know their ideological characteristics, or battle tactics and aims. They had made it very easy for themselves by demanding the necessary information from Office VII, to which I belonged then. Soon contact was no longer made by letter, but by telephone and I was asked to come over for discussions on obscure cases. So I went to district criminal inspector Kuchmann’s office and was present at the interrogations that he had to carry out when his departmental head had ordered him, for example, to question Dr. Eppstein. In this way I got together with other departments too; this was advantageous both for the Gestapo which I could serve through my theoretical knowledge and also for me personally, because these discussions extended my knowledge of Jewry in Germany and in the world. Besides I could always request through Kuchmann to speak to Rabbi So-and-so, if I hoped to learn something interesting from him. In this way Kuchmann arranged my first conversation with Dr. Eppstein. I then conversed very intensively on specific expert subjects both with him and with the Chief Rabbi Dr. Leo Baeck on problems of Jewish orthodoxy and with Dr. Eppstein on the current practical questions of Zionist politics.


Im allgemeinen erkannte ich ziemlich genau, ob ich von meinem jeweiligen Gesprächspartner aus sachlichen Gründen im unklaren gelassen wurde; denn ich hatte ja die Berichte unserer V-Männer und Agenten. Diese Berichte konnte ich durch meine Gespräche mit den Juden überprüfen und umgekehrt die Behauptungen meiner jüdischen Gesprächspartner durch unsere V-Männer und Agenten überprüfen lassen. Das war eine typische Methode des SD mit doppelter Kontrollmöglichkeit.

In general I recognised pretty accurately and objectively when my current interlocutor was leaving me in the dark; for I had the reports from our V-men [informants] and agents. Through my conversations with the Jews and vice-versa I could test the reports of our V-men and agents against the assertions of my Jewish interlocutors. That was a typical method used by the SD, because it enabled double-checking.


Dr. Eppstein war ein außerordentlich gewandter, gebildeter und wohlerzogener Jurist; genausowenig wie Dr. Löwenherz hatte er auch nur im geringsten Maße etwas „Kriecherisches” an sich. Er sprach frei und offen – und sogar mutig, wobei entscheidend gewesen sein kann, daß diese jüdischen Gesprächspartner wußten, es werde ihnen auf Grund dieser Gespräche nie ein Leid zugefügt werden. Ich hatte meine Wachen und Vorzimmerleute im Laufe der ganzen Jahre angewiesen, die Besuche dieser jüdischen Funktionäre immer so einzurichten, daß sie keine unnütze Wartezeit verloren. Sie kamen, wurden von den Wachen höflich und zuvorkommend behandelt und ohne viel Umstände vorgelassen; denn sie waren ja ständige Besucher. Sie nahmen Platz und wir sprachen und verhandelten, wie es unter Gentlemen üblich ist. – Wenn man lange mit einem Gegner verhandelt, ist es unvermeidlich, daß er Einblick in die Einstellung seines Gesprächspartners bekommt, allein schon durch die Unterhaltung, die hin und wieder auch in das Private übergreift, und so entsteht ein persönlicher Kontakt. Das galt für beide Seiten; wie sie aus meinem, so konnte ich aus ihren Gesichtern lesen. Anfänglich mögen sie Vorsicht haben walten lassen, aber nachdem sie festgestellt hatten, daß ich nie mit hinterhältigen Gedanken kam, gewöhnten sie sich daran, im Laufe der Verhandlungen alles freiweg zu sagen. Sie wußten ja auch – und ich habe nie ein Hehl daraus gemacht –, daß ich gegen den Einzeljuden gar kein Vorurteil und keinen Haß hege. Ich sah und sehe die Notwendigkeit und die Unabwendbarkeit des Kampfes, aber nur auf dem politischen Sektor. Streichers Anschauungen waren schon damals weit davon entfernt, bei mir auch nur den geringsten Beifall zu finden. Schon allein das Wort „Antisemitismus” gefiel mir gar nicht; nach meiner Rückkehr aus dem Nahen Orient habe ich vor dem Gebrauch dieses Wortes ausdrücklich gewarnt. – Genauso wollte ich nie etwas von den sogenannten Ritualmorden wissen. Streicher und sein Kreis verwendeten dieses Wort sehr gern. Der Lehrer Wurm, den ich persönlich sehr gerne mochte, nahm bei Streicher eine besondere Stelle ein; wiederholte Male sagte ich ihnen: „Kinder, was wollt ihr bloß mit euren, ‘Ritualmorden’ ... was sind das nur für Mätzchen? Vielleicht hat es diese einmal im Mittelalter gegeben, aber da hat’s auch andere Sachen gegeben, wie Hexenverbrennungen seitens der Katholischen Kirche – nur weil diese Frauen blond waren! Es gibt doch heute keinen orthodoxen Juden mehr, der einen Ritualmord will. Das sind alles genauso Märchen wie die ‘Weisen von Zion’ die alles lenken und leiten.

Dr. Eppstein was an extraordinarily skilled, educated and well-bred lawyer; he was not at all “obsequious,” even in the slightest degree, any more than Dr. Löwenherz. He spoke freely and openly – and with courage, whereby it may have been decisive that these Jewish interlocutors knew that no sympathy would be given to them on the basis of these conversations. During the course of the whole year I instructed my guards and the staff of the outer office to arrange the visits of these Jewish officials so they would not be kept waiting unnecessarily. They came and were treated politely and courteously by the guards and allowed in without ado, as they were regular visitors. They took a seat and we spoke and acted as is customary among gentlemen. – When one deals with an opponent for a long time, it is inevitable that one gains an insight into the attitude of one’s interlocutor, just by talking to them which now and then encroaches on the personal, and hence personal contact is achieved. That was true of both sides; just as they could read from my face, so I could read from theirs. In the beginning they may have been ruled by caution, but after they had ascertained that I never had any underhand or sneaky thoughts, they got used to speaking openly during the negotiations. They also knew – and I have never made a secret of that – that I did not foster any prejudice or hatred against individual Jews. I saw, and see, the necessity and the indispensability of the struggle, but only in the political field. At that time Streicher’s views were far from receiving the least approval from me. The very term “anti-Semitism” was not pleasing to me; after my return from the Near East I expressly warned against the use of this term. – In just the same way I did not wish to ever hear again of so-called ritual murder. Streicher and his circle loved to use this term. Herr Wurm, the teacher, whom I personally liked very much, was highly regarded by Streicher; I told them: “Pals, what are you thinking of with your ‘ritual murder?’... What sort of nonsense is that? Perhaps this did occur in the Middle Ages, but so did other things like witch-burnings by the Catholic Church, just because the women were blond! But today there is no orthodox Jew who wishes to carry out ritual murder. These are all fairy-tales just like the ‘Elders of Zion’ who lead and direct everything.





Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Herausgegeben von Dr. Rudolf Aschenauer, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See, 1980, ISBN 3-8061-1005-0 (p/b), 3-8061-1004-2 (h/b)




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