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Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Druffel-Verlag   Sometime in Argentina Eichmann bred rabbits for a living.
     

Adolf Eichmann’s


Argentine Memoirs


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Ich wurde nationaler Sozialist [67]

I became a National Socialist

Eines Abend lag eine Einladung von Gauleiter Boleck zu einer Kundgebung der NSDAP im „Märzenkeller” vor. Ich ging hin. Nachdem Boleck gesprochen hatte, kam ich irgendwie zu Kaltenbrunner; er trug bereits die SS-Uniform, die ich hier zum erstenmal sah. Da sagte er die Worte zu mir, die ich heute noch weiß: „Du... Du gehörst zu uns!” Dann zog er ein Blatt heraus, füllte es aus, und ich brauchte nur noch zu unterschreiben. Ich weiß heute noch, daß ich keine weiteren Fragen stellte, sondern froh und stolz war, nun wie Kaltenbrunner zu den Leuten der SS zu gehören. Das war im Jahre 1931. Vater Kaltenbrunner und mein Vater waren Geschäftsfreunde in Linz; daher kannten wir uns ganz gut. Kaltenbrunner selbst war damals in der Kanzlei seines Vaters juristisch tätig. So wurde ich SS-Mann.

One evening an invitation was received from Gauleiter Boleck to an appearance of the NSDAP in the “Märzen Cellar.” I went there. After Boleck had spoken I somehow came to Kaltenbrunner; he already wore the SS uniform which I saw there for the first time. Then he spoke to me the words that I remember still: “You... you belong to us!” Then he drew out a sheet of paper, filled it in, and I only needed to sign. I still remember that I did not pose any further questions, but was happy and proud to belong now to the SS, like Kaltenbrunner. That was in 1931. Kaltenbrunner’s father and my father were business friends in Linz; so we knew each other quite well. Kaltenbrunner himself was at that time engaged in a legal role at his father’s office. So I became an SS man.


Wir sprachen dann über Juden und Freimaurer; Kaltenbrunner sagte in diesem Zusammenhang: „Die Schlaraffen..., eine Vorstufe zur Freimaurerei; das sind Feinde des Reiches.” Ich brachte meine Gegenargumente, aber Kaltenbrunner ließ sie nicht gelten, wurde grob und schrie mich an, so daß ich dachte, ich sei ungefähr ein halber Verbrecher, weil ich bei diesen Schlaraffen an jenem Abend überhaupt teilgenommen hatte. Als ich ihm dann erzählte, daß ich sowieso rausgeschmissen sei, lachte er; wir tranken dann ein Bier zusammen.

We then spoke about the Jews and Freemasons; Kaltenbrunner said on this theme: “The Schlaraffen..., are a preliminary stage to Freemasonry; they are the Reich’s enemies.” I advanced some counter-arguments, but Kaltenbrunner did not accept them as valid, he became aggressive and screamed at me so that I thought I was half a criminal because I had that evening been part of these Schlaraffen. When I then told him that I had been expelled anyway, he laughed; then we drank a beer together.


Als SS-Mann mußte ich nun jeden Freitagabend im „Braunen Haus” in Linz Wache halten. Da meine SS-Kameraden zumeist arbeitslos waren, bestellte ich im „Café Bahnhof”, das sich im „Braunen Hof” befand, belegte Brötchen und Bier für alle. In dieser Zeit hatten wir einige Saalschlachten mitzumachen, auch einmal im „Volksgarten”-Saal, wo Boleck sprechen sollte und die Kommunisten in Stärke von 2,000 Mann bereits am Nachmittag den Saal gefüllt hatten, um uns auf diese Weise die Versammlung unmöglich zu machen. Die Polizei gab, obwohl wir den Saal gemietet hatten, nur Boleck selbst und 25 SS-Männern Erlaubnis, den Saal zu betreten. Ich gehörte auch dazu; denn wir waren in Linz sowieso nie mehr als 25 SS-Männer, weil die Stadt teils „rot”, teils „schwarz” war. Wir gingen also hinein; der Vortrag von Gauleiter Boleck war kurz, er konnte nur sagen: „Meine deutschen Volksgenossen...” und schon ging ein Riesenkrach los. Ich hörte noch, wie Kaltenbrunner „Auf die Kerle” rief, denn die Kommunisten schoben ihre Frauen vor, deren Brüste gerade in Höhe des Podiums waren, und dahinter sammelten sich die Männer, meist grölende, besoffene Schiffswerftarbeiter. Wir standen alle auf dem Podium und hatten mit unseren Stiefeln und den mit Bleiknoten verstärkten Schulterriemen unseren Gauleiter vor den Anstürmenden zu schützen. Nachdem wir dies mit Erfolg getan hatten, zogen wir ab, allerdings mit Verlusten. So wurden z.B. dem späteren Adjudanten des Reichsführers, dem damaligen Scharführer Breuer, die Nieren zerschlagen; die Freiwillige Feuerwehr brachte ihn ins Hospital. Der „Volksgarten”-Saal war kaputtgeschlagen – bis aufs letzte Glas und den letzten Spiegel.

Now as an SS man I had to guard the “Brown House” in Linz every Friday evening. Since most of my SS comrades were unemployed, I ordered sandwiches and beer for everybody in the Café Bahnhof which was in the Brown House. During this time we had to participate in some debates, also once in the Volksgarten-Hall, where Boleck was supposed to speak and the Communists had already occupied the hall in the afternoon with up to 2,000 men in order to make it impossible for us to hold the meeting. The police gave permission for only Boleck and 25 SS men to enter the hall, even though it was us who had rented it. I was one of these; for there were never more than 25 SS men in Linz in any case, because the city was partly “red,” partly “black.” So we went in; the speech by Gauleiter Boleck was short, he could only say: “My German national comrades...” before an enormous racket broke out. I heard Kaltenbrunner calling “Get the fellows,” for the Communists pushed their women forward, whose breasts were exactly at the level of the podium, and behind them collected the men, mostly bellowing, drunken shipyard workers. We all stood on the podium and had to protect our Gauleiter from the charging people with our boots and lead-reinforced knots in our shoulder straps. After we had done this successfully we withdrew, but with losses. So, for example, the Reichsführer’s later adjutant, then staff-sergeant Breuer, had his kidneys battered; the voluntary fire brigade took him to the hospital. The Volksgarten-Hall was smashed up – to the last glass and the last mirror.





Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Herausgegeben von Dr. Rudolf Aschenauer, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See, 1980, ISBN 3-8061-1005-0 (p/b), 3-8061-1004-2 (h/b)




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