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Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Druffel-Verlag   Sometime in Argentina Eichmann bred rabbits for a living.
     

Adolf Eichmann’s


Argentine Memoirs


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Schwierigkeiten für die Auswanderung der Juden [104]

Difficulties impeding the emigration of the Jews

Wenn behauptet wird, daß die Aufnahme der jüdischen Auswanderer im Ausland deshalb nicht erfolgte, weil ihre Papiere gefälscht oder nicht vollständig gewesen seien, so entspricht dies keineswegs der Wahrheit. Die auswandernden Juden bekamen ordnungsgemäße Reisepässe, wie sie einem jeden von uns ausgestellt worden wären. Nur hatten diese Pässe auf der ersten Seite ein ziemlich großes „J”. Das war durch eine Paßvorschriftsverordnung geregelt, so daß sie eine gesetzliche Grundlage hatte. Die Beifügung des „J” entsprach einer Schweizer Anregung, die auf dem normalen Weg über die diplomatische Vertretung an das Auswärtige Amt herangetragen wurde und womit die Polizei als solche ursächlich gar nichts zu tun hatte. Daß der Schweizer Initiator dieses Vorschlages, Dr. Rothmund, irgendein höherer Polizeichef gewesen sein soll, war mir bis heute nicht bekannt. Der Auswanderungstrieb unter den Juden war teilweise so stark, daß viele illegal über die Grenze gingen – und in dieser Hinsicht wurden dem Auswärtigen Amt von den verschiedenen ausländischen Vertretungen in Berlin Schwierigkeiten gemacht, weil Anfragen ein liefen und Nachforschungen angestellt werden mußten.

If it is claimed that Jewish emigrants were not accepted abroad because their papers had been forged or were incomplete, this does not conform to the truth at all. Emigrating Jews received proper passports, the same as would be issued to any of us. Only, these passports had a rather large “J” on the first page. That was determined by a passport regulation, so it had a legal basis. The addition of the “J” complied with a Swiss proposal which was conveyed in the normal way through diplomatic representation to the [German] Foreign Office and the [German] police had nothing to do with its origin. I did not know until today that the Swiss initiator of this proposal, Dr. Rothmund, is said to have been some sort of senior police chief. The impulse to emigrate among Jews was sometimes so strong that many went over the border illegally – and in this regard difficulties were made for the Foreign Office by various foreign representatives in Berlin because inquiries had to be made and investigations undertaken.


Weil aus der mir geschilderten gegnerischen Literatur hervorgeht, daß vollkommene Unklarheit bezüglich meiner Zuständigkeit und der meiner Dienststelle herrscht und andererseits die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den einzelnen Dienststellen zumindest bis zur Gründung der RSHA den Außenstehenden unklar erscheinen mußten, will ich hier versuchen, diese Verhältnisse für meine Wiener und Prager Zeit zu schildern:

It is evident from the hostile literature described to me that there is complete confusion concerning my responsibilities and those of my department, and because the interdependence between individual agencies, at least until the founding of the RSHA, must be unclear to outsiders, I shall try to describe the circumstances of my time in Vienna and Prague:


Weder in Wien noch in Prag gehörte ich zu einem Hauptamt, das mit Exekutiv-Vollmacht ausgestattet war, sondern zum Amt VII. Die „Zentralstelle” in Wien unterstand direkt meiner Leitung, und zwar hatte ich als Referent des Inspekteurs der Sipo und des SD auf meinen Vorschlag hin den Befehl bekommen, eine „Zentralstelle für jüdische Auswanderung” zu schaffen. Der Inspekteur der Sipo und des SD seinerseits hatte sich zuvor die Ermächtigung vom Reichskommissar der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich eingeholt. Von diesem hatte er einen Ermächtigungserlaß bekommen, obwohl die Staatspolizei-Leitstelle in Wien von Rechts wegen zuständig gewesen wäre. Dienstbehörde der „Zentralstelle” war im Aufträge des Reichskommissars der Inspekteur der Sipo und des SD, Dr. Stahlecker. Ich war der unmittelbare Vorgesetzte der jüdischen Kultusgemeinde in Wien, aber als Dienststellenleiter der „Zentrale für jüdische Auswanderung” war ich nicht zuständig für Exekutiv-Maßnahmen. So stand mir um jene Zeit nicht zu, etwa einen Juden in Schutzhaft zu nehmen; denn ich hatte keinerlei Exekutiv-Vollmacht.

I did not belong to a head office that was endowed with executive authority either in Vienna or in Prague, but to Office VII. The “Central Office” in Vienna was directly under my control, and at my suggestion, as divisional head of the Inspector of the Sipo and SD, the order had been given to create a “Central Office for Jewish Emigration.” The Inspector of the Sipo and SD had previously asked for authorisation from the Reich Commissioner for the Reunification of Austria with the German Reich. He had received an authorisation decree from the Reich Commissioner although legally the state police control office in Vienna should have been responsible. Dr. Stahlecker was the chief authority in the “Central Office” acting on behalf of the Reich Commissioner for the inspectors of the Sipo and SD. I was directly in charge of the Jewish Kultusgemeinde in Vienna, but as the office director of the “Central Office for Jewish Emigration” I was not responsible for executive measures. I was not responsible at this time for taking Jews into custody; for I had no executive authority.


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Die „Zentrale für jüdische Auswanderung” in Wien war also eine dem Inspekteur der Sipo und des SD nachgeordnete Dienststelle. Allerdings konnte auch der Reichskommissar für die Wiedervereinigung maßgeblich mitsprechen; denn in der „Zentrale” waren nicht nur dem Inspekteur der Sipo und des SD unterstelltes ‘Personen anwesend, sondern auch die Beamten der jüdischen Kultusgemeinde, Beamte der Gestapo, des Wirtschaftsministeriums, der Devisenstelle, des Finanzministeriums, die alle nebeneinander und mit den jüdischen Beamten ihren Dienst versahen. Als Dr. Stahlecker dieses Amt inspizierte, begrüßte er die jüdischen Beamten genauso mit Handschlag wie die deutschen, und auch Heydrich erwiderte bei seiner Inspektion selbstverständlich den Gruß, nur sagte er „Guten Morgen”, nicht „Heil Hitler” zu den jüdischen Beamten. Weil hier so viele Beamte saßen, die weder mit dem SD noch mit der Staatspolizei personell oder sachlich zu tun hatten, hatte die Dienststelle des Kommissars für die Wiedervereinigung ein gewisses Aufsichtsrecht.

The “Central Office for Jewish Emigration” in Vienna was thus an office subject to the inspector of the Sipo and SD. However, even the Reich Commissioner for the Reunification could have a decisive say; for there were present in the “Central Office” not only persons subordinate to the inspector of the Sipo and SD, but also officials of the Jewish Kultusgemeinde, officials of the Gestapo, the Ministry of Economics, the foreign exchange office, the Ministry of Finance, all of whom offered their services and worked alongside one another, including the Jewish officials. When Dr. Stahlecker inspected this office, he greeted the Jewish officials, exactly as he did the German, with a handshake, and also Heydrich on his inspection gave a greeting of course, only he said “Good morning” not “Heil Hitler” to the Jewish officials. As so many officials worked here, personally or as experts, who had nothing to do with either the SD or the state police, the office of the Commissioner for the Reunification had a certain right of supervision.


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Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Herausgegeben von Dr. Rudolf Aschenauer, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See, 1980, ISBN 3-8061-1005-0 (p/b), 3-8061-1004-2 (h/b)




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