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Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Druffel-Verlag   Sometime in Argentina Eichmann bred rabbits for a living.
     

Adolf Eichmann’s


Argentine Memoirs


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Noch einmal: Das Durcheinander der politischen Instanzen [153]

Once again: The confusion of the political authorities

Aus der einschlägigen Nachkriegsliteratur sind mir jetzt einzelne Fotokopien und sonstige Schriftstücke zur Begutachtung vorgelegt worden, wovon ein Teil gefälscht ist, ein anderer den Anspruch auf Echtheit erheben kann. Mir ist jedenfalls klargeworden, daß eine unheimliche Anzahl dieser „Dokumente” mein Referatzeichen IV B 4 tragen; dieser Umstand veranlaßt mich dazu, die Zusammenhänge näher zu erklären. – Sehr zu unserm Leidwesen hat sich der Reichsführer in die kleinsten Einzelheiten eingemischt, Befehle gegeben, die seine eigenen bestehenden Befehle umwarfen, und dadurch manchmal ein Chaos gestiftet, öfters habe ich betont, daß weder ich persönlich noch mein Referat IV B 4 mit den Geschehnissen im Generalgouvernement und in der Sowjetunion zu tun hatte. Die Einsatzkommandoführer, die Einsatzgruppenchefs haben niemals Weisungen von Dezernenten, sondern immer nur direkte Befehle vom Reichsführer bezogen. Es scheint mir heute sogar sicher, daß einzelne Dienststellen, Kommandeure der Sipo aus den östlichen Gebieten die Gestapo in Fällen der Unklarheit ebensogut um Weisungen gebeten haben können wie ein anderes Amt. Selbstverständlich hat mein Dezernat je nach Sachlage diese Weisungen – unter Beachtung der schon vorher erwähnten Einschränkungen und Entstehungstechnik – entweder befürwortet oder abgelehnt. Auch hier bildeten die einschlägigen Gesetze den Maßstab für einen positiven oder negativen Entscheid. Das galt auch für Polizeiverordnungen, Befehle und Weisungen des Reichsführers oder des Chefs der Sipo und des SD. – ... – Der Angehörige einer deutschen Zentralinstanz müßte erst noch geboren werden, der ohne solchen Weisungsniederschlag, ohne Vorhandensein von Verordnungen und Weisungen in irgendeiner Sache entscheiden kann, genauso wie es keinen Richter gibt, der ohne Paragraphen handeln könnte....

From the relevant post-war literature, individual photocopies and other writings have now been presented to me for assessment, and of these one part is forged and the other may be genuine. It has become clear to me that an uncanny number of these “documents” bear my department sign IV B 4; this circumstance prompts me to explain the relation of my department to others in greater detail. – Much to our cost, the Reichsführer [Himmler] involved himself in the smallest details, gave orders which overruled his existing orders and caused chaos in this manner sometimes. I have often stressed that neither I nor my department IV B 4 were involved in the occurrences in the Generalgouvernement and in the Soviet Union. The Einsatzkommandoführer, the Einsatzgruppen chiefs, never drew their instructions from departments but always only direct orders from the Reichsführer. It seems certain to me today that individual offices, commanding officers of the Sipo from the eastern territories may have been able, as much as any other office, to request the Gestapo for instructions in cases of ambiguity. Obviously my department either approved or refused these instructions according to the circumstances – taking into consideration the restrictions and methods of origination mentioned previously. Even here the pertinent laws formed the criterion for a positive or negative decision. That was true also of police regulations, orders and instructions of the Reichsführer or the Chief of the Sipo and SD. – ... – There has never been a member of a German central authority office who could decide on any matter without such a paper-trail of instructions and without the presence of regulations and instructions....






Eichmann für Polen und die UdSSR unzuständig [159]

Eichmann not responsible for Poland and the USSR

In Polen und der Sowjetunion war nie ein „Judenberater” von IV B 4. Die dortigen Dienststellen bezogen ihre Weisungen von höheren Stellen als vom Dezernat IV B 4. Dort, wo es Kommandeure gab, hatte ich nichts zu „kommandieren”. Die Kommandeure waren in der Lage der Einsatzkommandoführer, die ihre Befehle vom Einsatzgruppenchef bezogen und nicht etwa aus Berlin; der Einsatzgruppenchef bekam seine Befehle direkt von Himmler. Natürlich hatte der Einsatzgruppenchef einen diesbezüglichen Referenten in seinem Stab, aber er war keineswegs etwa auf IV B 4 angewiesen. Im Osten wurde das im Zuge einer straffen Befehlsführung von oben aus so geregelt, sonst wäre ja eine Triangel entstanden. Der Reichsführer hätte direkt befohlen, die einzelnen Dezernenten im Amt IV aber ihren bürokratischen Weg eingebaut. Das ging wahrscheinlich zu langsam, und so wurde die Bürokratie gänzlich ausgeschaltet. Durch die rasche Befehlsübermittlung konnte man rascher zum Resultat kommen – das ist völlig klar.

There was never a “Jewish adviser” from IV B 4 in Poland and the Soviet Union. Offices there received their instructions from higher offices than department IV B 4. As there were other commanders, I had nothing to “command.” The commanders were below [subordinate to?] the Einsatzkommandoführer, who received his orders from the Einsatzgruppen chief and not from Berlin; the Einsatzgruppen chief received orders directly from Himmler. Of course the Einsatzgruppen commander had a departmental head in connection with this among his staff, but he did not have to refer to IV B 4. In the east, regulation from above was enforced through a strict implementation of orders, otherwise a triangle would have arisen. The Reichsführer gave orders directly, but individual departments in Office IV developed their own bureaucratic method. That operated too slowly, so the bureaucracy was entirely shut down. Through quick transmission of orders one could arrive more quickly at results – that is quite clear.


Manche von den Weisungen las ich nachträglich in den allgemeinen „Lage-Berichten”, die durch die verschiedenen Abteilungen und Dezernate des Amtes IV liefen, genauso wie durch die Ämter III, IV oder VII, wo jedes Referat seine Notizen herausnahm, um sie der eigenen Registratur einzuverleiben. Nicht ein einziges Mal ging von mir ein Befehl oder eine Anweisung nach dem Osten; unter „Osten” verstehe ich Generalgouvernement und die besetzten sowjetischen Gebiete. Dazu zählt auch Lemberg; dort bin ich einmal durchgekommen. Ein Kommandeur der Sipo zeigte mir ein hügeliges Terrain und bemerkte dazu, hier seien 6000 Juden erschossen worden. Diesem Kommandeur hatte ich niemals etwas anzuordnen, er hat weder „Befehle” noch „Rat” von mir bekommen, sondern von höherer Warte, von jener Warte aus, von der auch Globocnik seine Befehle empfangen hat, nämlich vom Chef der Sipo im Aufträge des Reichsführers, aber nie von einem Dezernenten IV B 4, nicht einmal vom Amtschef IV. – Natürlich gab es Schreiben, die vom Reichsführer, Heydrich oder Kaltenbrunner unterschrieben waren und den Briefkopf mit „IV B 4” anführten, aber Erschießungsbefehle für die Sowjetunion konnten nie mit „IV B 4” als Referatszeichen existieren. Ich erklärte schon vorher, wie solche Briefe zustande kamen. Mit Ausnahme des Schreibens an Globocnik kenne ich keinen schriftlichen Vernichtungsbefehl, der mein Dezernat IV B 4 angeführt hätte. Es ist mir vollkommen klar, daß aus der Tatsache der Anführung des Dezernats IV B 4 auf dem Brief an Globocnik, worin ihm befohlen wurde, eine große Anzahl Juden der Vernichtung zuzuführen, gefolgert werden kann, daß IV B 4 diese Vernichtung befohlen hat. So kann bei Gutgläubigen, Juden oder Nichtjuden, die keine Kenntnis von behördlichen Vorgängen haben, der Eindruck entstehen, daß das Dezernat IV B 4 wirklich „der Bluthund” gewesen sei. Die Wirklichkeit war vollkommen anders; ich habe schon vorher ausführlich dargestellt, wann der Dezernent IV B 4 unterschriftsberechtigt war und in welchen Fällen er überhaupt Weisungen erteilen konnte und auch nicht erteilen durfte.

Many of the instructions I subsequently read in the general “status reports” which were circulated through the different departments and divisions of Office IV, as well as through Offices III, IV or VII, from where every departmental head drew his own notices in order to incorporate them into his own records. Not once did an order or instruction go from me to the east; by “east” I mean the Generalgouvernement and the occupied Soviet Union areas. Lemberg was also included; I managed to travel there once. A commander of the Sipo showed me a hilly terrain and remarked on it, that 6,000 Jews had been shot there. I never had to give an order about anything to this commander, he received neither “orders” nor “advice” from me, but from a higher control position, from that position from which Globocnik also received his orders, that is, from the Chief of the Sipo on the Reichsführer’s commission, but never from a department of IV B 4, not even from the chief of Office IV. – Of course there were letters which were signed by the Reichsführer, Heydrich or Kaltenbrunner and bore the letter-head with “IV B 4,” but orders to shoot within the Soviet Union could never be given under the heading of “IV B 4.” With the exception of the letter to Globocnik, I do not know of any written order for killing which would have referred to my department IV B 4. It is fully clear to me that, from the fact of the reference to department IV B 4 in the letter to Globocnik wherein he is ordered a conduct a large number of Jews to liquidation, it can be inferred that IV B 4 ordered this liquidation. In this way among the credulous, Jews or non-Jews, who have no knowledge of the bureaucratic procedures, the impression can arise that department IV B 4 was actually “the bloodhound.” The reality was completely different; I have already presented in detail when department IV B 4 was entitled to sign and in which cases generally it could issue orders and in which it could not.





Ich, Adolf Eichmann: Ein historischer Zeugenbericht, Herausgegeben von Dr. Rudolf Aschenauer, Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See, 1980, ISBN 3-8061-1005-0 (p/b), 3-8061-1004-2 (h/b)




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